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Horror-Korrektor
Thread poster: Armine Kern
Thomas Pfann
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Fehlende Kommunikation Aug 18, 2010

Nun ja, zu einem Kampf (auch einem „Ego-Kampf“) gehören immer zwei. Ich frage mich, ob sich der Korrektor überhaupt bewusst ist, wie sehr er hier das Ego des Übersetzers verletzt hat. Womöglich findet er die Übersetzung selbst ganz prima und weiß gar nicht, dass seine Änderungen so viel Unbehagen verursachen. Daher auch meine Frage danach, ob und inwieweit Übersetzer und Korrektor miteinander kommunizieren.

Im Moment erinnert mich diese Geschichte jedenfalls sehr an die
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Nun ja, zu einem Kampf (auch einem „Ego-Kampf“) gehören immer zwei. Ich frage mich, ob sich der Korrektor überhaupt bewusst ist, wie sehr er hier das Ego des Übersetzers verletzt hat. Womöglich findet er die Übersetzung selbst ganz prima und weiß gar nicht, dass seine Änderungen so viel Unbehagen verursachen. Daher auch meine Frage danach, ob und inwieweit Übersetzer und Korrektor miteinander kommunizieren.

Im Moment erinnert mich diese Geschichte jedenfalls sehr an die Geschichte mit dem Hammer aus Paul Watzlawicks „Anleitung zum Unglücklichsein“.
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Nicole Schnell
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In memoriam
Schön gesagt! Und es gibt noch einen anderen Aspekt... Aug 18, 2010

Thomas Pfann wrote:

Nun ja, zu einem Kampf (auch einem „Ego-Kampf“) gehören immer zwei. Ich frage mich, ob sich der Korrektor überhaupt bewusst ist, wie sehr er hier das Ego des Übersetzers verletzt hat. Womöglich findet er die Übersetzung selbst ganz prima und weiß gar nicht, dass seine Änderungen so viel Unbehagen verursachen. Daher auch meine Frage danach, ob und inwieweit Übersetzer und Korrektor miteinander kommunizieren.

Im Moment erinnert mich diese Geschichte jedenfalls sehr an die Geschichte mit dem Hammer aus Paul Watzlawicks „Anleitung zum Unglücklichsein“.



Es gibt in der Tat Korrektoren, die Angst haben, beim Kunden als faul, schlampig und oberflächlich zu gelten, wenn sie nicht ausreichend Rotstift ansetzen. Nach dem Motto: "Wenn ich kaum Korrekturen habe, sieht es so aus, als hätte ich nur flüchtig drübergeschaut und kaum was gearbeitet für mein Geld."

Ich habe Kopien von Korrektoren-E-Mails gesehen, in denen sich
der Korrektor beim Kunden ausdrücklich für den Umstand entschuldigt hat, dass es so gut wie keine Korrekturen gab, obwohl er sich den Text, ganz ehrlich richtig gründlich angeschaut hat, und dass der Kunde bitte nicht denken soll, er hätte nichts gearbeitet.


Mein Lieblingskorrektor/-übersetzer und ich haben es uns zum Sport gemacht, uns möglichst wenig finden zu lassen, wenn wir gegenseitig unsere Texte korrigieren, wir entschuldigen uns für jede Korrektur, wir begründen jede Korrektur, und wir loben uns gegenseitig beim Kunden über den grünen Klee.


 
Nicole Schnell
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In memoriam
Was ich nie verstehen werde... Aug 18, 2010

Thomas Pfann wrote:
Daher auch meine Frage danach, ob und inwieweit Übersetzer und Korrektor miteinander kommunizieren.


...ist weshalb die meisten Agenturen Übersetzer und Korrektor anonym und voneinander fernhalten, als wären es natürliche Feinde statt Kollegen und Kommunikation gar nicht erst zulassen. Viele Streitereien werden auf diese Art und Weise geradezu gezüchtet und hausgemacht. Was für eine Zeit- und Geldverschwendung.

Nur mal so am Rande: Spaßig finde ich auch, dass viele PMs grundsätzlich eine Kopie aller E-Mail-Korrespondenz zwischen Korrektor und Übersetzer erhalten wollen und dass sprachliche Feinheiten der deutschen Sprache zwischen Korrektor und Übersetzer auf Englisch diskutiert werden (!), nur damit der PM mitlesen kann. Seufz.


 
Pablo Bouvier
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Horror-Korrektor Aug 18, 2010

Bian wrote:

@Pablo: Viele Punkte, die du dem Aufgabengebiet eines Korrektors zuordnest, können meiner Meinung nach mit einer guten QA-Software effizienter und zuverlässiger geprüft werden (Einhaltung von Glossaren, Konsistenz, typografische Aspekte, Vollständigkeit, Zahlen, Akronyme).



Wenn ein Endkunde klare Richtlinien zur Korrektur gibt, habe ich hier nichts einzuwenden. Aber es ist nicht richtig, dass eine QA-Software die o.e. Aspekte effizienter und zuverlässiger als ein/e Korrektor/In prüfen wird. Und deswegen sind Korrektor/Inen eben nötig. Hierzu, einige (etwas dumme, aber klärende) Beispiele:

S:Dieser Satz beginnt mit der Buchstabe D.
T:This sentence beginn with letter D.

Wenn isolierte Buchstaben als Variablen im CAT oder QA-Tool definiert werden, wird sich hier keine QA-Software anhalten. Ein/e Korrektor/In n wird es aber sofort als Fehler erkennen.

S: 10 Grad Celsius
T: 50 Grad Fahrenheit

Hier wird sich normalerweise eine QA-Software anhalten, weil diese verschiedene Nummer im Ausgangstext und in der Übersetzung finden wird. Ein/e experimentierte/r Korrektor/In wird es aber sofort als korrekt erkennen. Es ist nicht soweit her, dass QA-Software und CAT-Tools mathematische Konvertierungen nicht erkennen konnten.

S: Datei [Ö]ffnen
T: [A]brir fichero

O-Umlaut gibt es überhaupt nicht in der spanischen Sprache. Wurde eine QA-Software ausfinden, welche Buchstabe in beiden Sprachen hervorgehoben werden musste?

Ich habe nichts gegen Korrektor/Inen aber für mich gilt es, dass ein sogenannter “Übersetzer" immer gut übersetzen muss (es ist ja seine Pflicht) und das hat (meiner Meinung nach, von der jeder abweichen kann) zur logischen Folge, dass die Korrekturarbeit auch immer minimal sein sollte. Für mich ist das selbstverständlich. Das heißt auch nicht, dass die Arbeit eines Korrektors/einer Korrektorin unterwertet oder abgewertet sein soll. Und hat auch nichts zu tun mit Ego-Angelegenheiten (sondern mit der deduktiven Logik), obwohl ein Lob für eine hervorragende Übersetzung das Selbstwertgefühl eines Übersetzers erhöhen kann und sollte.



[Edited at 2010-08-18 14:20 GMT]


 
Laurent KRAULAND (X)
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Ganz meine Meinung... Aug 18, 2010

Pablo Bouvier wrote:

Ich habe nichts gegen Korrektor/Inen aber für mich gilt es, dass ein sogenannter “Übersetzer" immer gut übersetzen muss (es ist ja seine Pflicht) und das hat (meiner Meinung nach, von der jeder abweichen kann) zur logischen Folge, dass die Korrekturarbeit auch immer minimal sein sollte. Für mich ist das selbstverständlich. Das heißt auch nicht, dass die Arbeit eines Korrektors/einer Korrektorin unterwertet oder abgewertet sein soll. Und hat auch nichts zu tun mit Ego-Angelegenheiten (sondern mit der deduktiven Logik), obwohl ein Lob für eine hervorragende Übersetzung das Selbstwertgefühl eines Übersetzers erhöhen kann und sollte.


Ganz genau. Ich mache seit einiger Zeit wieder Korrekturen und es gibt einen gewaltigen Unterscheid zwischen dem, was klar und deutlich falsch ist und dem, was man "anders ausdrücken würde" aber nicht unbedingt falsch ist.

Manche Kollegen sollten als Korrektoren einfach nicht eingesetzt werden!


 
holzner
holzner
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Meine Erfahrung Aug 22, 2010

Ich war auch schon mal in so einer Situation. Eine spanische Agentur - in der man der deutschen Sprache offenbar nicht mächtig war - schickte mir eine "korrigierte" Übersetzung zurück, in der mehr in Rot als in Schwarz geschrieben war. Wie sich herausstellte, war nur ein echter Fehler enthalten (den ich tatsächlich übersehen hatte), die restlichen "Korrekturen" waren ebenso wie in deinem Fall größtenteils Synonyme oder gleichwertige Formulierungen. Der Korrekturleser wollte sich offenbar ... See more
Ich war auch schon mal in so einer Situation. Eine spanische Agentur - in der man der deutschen Sprache offenbar nicht mächtig war - schickte mir eine "korrigierte" Übersetzung zurück, in der mehr in Rot als in Schwarz geschrieben war. Wie sich herausstellte, war nur ein echter Fehler enthalten (den ich tatsächlich übersehen hatte), die restlichen "Korrekturen" waren ebenso wie in deinem Fall größtenteils Synonyme oder gleichwertige Formulierungen. Der Korrekturleser wollte sich offenbar nur wichtig machen, Kollegen diskreditieren oder mehr "korrigieren", um die Berechnung eines höheren Zeitaufwandes zu rechtfertigen - was auch immer. Jedenfalls verlangte die Agentur von mir, die "Änderungsvorschläge" des Korrekturlesers entweder zu akzeptieren oder abzulehnen - und zwar jeden einzeln und natürlich ohne zusätzliche Bezahlung! Ich änderte den einen Fehler und ein paar stilistische Verbesserungen, die ich tatsächlich als solche empfand, und schickte dem Kunden die Datei mit dem Hinweis zurück, dass ich zu dieser Übersetzung stehen und auch dafür haften würde und dass er selbst entscheiden soll, ob er die Änderungen übernehmen will oder nicht und ob er dem Korrekturleser oder mir vertraut. Ein paar Tage später war die Übersetzung dann online... und zwar in meiner Version!Collapse


 
Pablo Bouvier
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Horror-Korrektor Aug 23, 2010

holzner wrote:

Ich war auch schon mal in so einer Situation. Eine spanische Agentur - in der man der deutschen Sprache offenbar nicht mächtig war - schickte mir eine "korrigierte" Übersetzung zurück, in der mehr in Rot als in Schwarz geschrieben war. Wie sich herausstellte, war nur ein echter Fehler enthalten (den ich tatsächlich übersehen hatte), die restlichen "Korrekturen" waren ebenso wie in deinem Fall größtenteils Synonyme oder gleichwertige Formulierungen. Der Korrekturleser wollte sich offenbar nur wichtig machen, Kollegen diskreditieren oder mehr "korrigieren", um die Berechnung eines höheren Zeitaufwandes zu rechtfertigen - was auch immer. Jedenfalls verlangte die Agentur von mir, die "Änderungsvorschläge" des Korrekturlesers entweder zu akzeptieren oder abzulehnen - und zwar jeden einzeln und natürlich ohne zusätzliche Bezahlung! Ich änderte den einen Fehler und ein paar stilistische Verbesserungen, die ich tatsächlich als solche empfand, und schickte dem Kunden die Datei mit dem Hinweis zurück, dass ich zu dieser Übersetzung stehen und auch dafür haften würde und dass er selbst entscheiden soll, ob er die Änderungen übernehmen will oder nicht und ob er dem Korrekturleser oder mir vertraut. Ein paar Tage später war die Übersetzung dann online... und zwar in meiner Version!


Leider wird es solche Fälle immer wieder geben. Schuld daran sind aber nicht nur unverantwortliche Korektoren/Korrektorinen, sondern die miserablen Preise die von genauso unverantwortlichen Kunden den/der Korrektoren/Korrektorinen bezahlt werden.

Meiner Meinung nach müsste ein/e Korrektor/in viel besser bezahlt werden. Erstens erfordert eine gute Korrektur eine beträchtliche Zeitinvestition, da der/die Korrektor/in eine besondere Aufmerksamkeit zum Detail haben muss und zweitens für die letztendliche Qualität der Übersetzung verantwortlich ist.

Außerdem muss ein/e Korrektor/in für die kulturelle Anpassung beide Kulturen sehr gut kennen und das erfordert wieder eine kostspielige Geld- und Zeitinvestition. Es gibt kein einziger Grund, wofür Korrektoren von den Kunden so schlecht bezahlt werden, wie es z.Z. üblich ist.

Abes dies rechtfertigt ja auch nicht alles.




[Edited at 2010-08-23 10:03 GMT]


 
inkweaver
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Nicht ärgern, nur wundern ... Aug 27, 2010

versuche ich mir meistens zu sagen, klappt aber leider nicht immer.

Gerade habe ich von einer Agentur eine Übersetzung mit Korrekturen "zur Kenntnisnahme" zurückbekommen. Bei dem, was ich da zur Kenntnis nehmen sollte, standen mir allerdings die Haare zu Berge - der Text leuchtete in schönstem Rot.

Beim genaueren Hinsehen stellte sich allerdings heraus, dass viele Sätze einfach umgedreht waren, Wendungen wie "Vor dem Hotel befindet sich ..." durch "Vor dem Hotel is
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versuche ich mir meistens zu sagen, klappt aber leider nicht immer.

Gerade habe ich von einer Agentur eine Übersetzung mit Korrekturen "zur Kenntnisnahme" zurückbekommen. Bei dem, was ich da zur Kenntnis nehmen sollte, standen mir allerdings die Haare zu Berge - der Text leuchtete in schönstem Rot.

Beim genaueren Hinsehen stellte sich allerdings heraus, dass viele Sätze einfach umgedreht waren, Wendungen wie "Vor dem Hotel befindet sich ..." durch "Vor dem Hotel ist ..." ersetzt worden waren, aus dem Türkischen Bad ein schlichtes "Dampfbad" geworden war und dergleichen mehr. Außerdem erfreuen sich die Kanarischen Inseln nun dank "Ihrer" milden Temperaturen eines ewigen Frühlingsklimas.

Ich nehme gerne berechtigte Korrekturen an und lerne daraus, aber das einfache Verdrehen von Sätzen, die krampfhafte Suche nach Synonymen, wo diese unnötig wäre usw., um "sein Geld wert zu sein" und möglichst den Kollegen in schlechtem Licht dastehen zu lassen, um dann beim nächsten Mal selbst den Auftrag "einzusacken", geht mir gewaltig gegen den Strich.
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Cristina Anghel
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Fortsetzung? Aug 27, 2010

inkweaver wrote:

versuche ich mir meistens zu sagen, klappt aber leider nicht immer.

Gerade habe ich von einer Agentur eine Übersetzung mit Korrekturen "zur Kenntnisnahme" zurückbekommen. Bei dem, was ich da zur Kenntnis nehmen sollte, standen mir allerdings die Haare zu Berge - der Text leuchtete in schönstem Rot.



Was haben Sie gemacht? Nur zur Kenntnis genommen?


 
Pablo Bouvier
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Horror-Korrektor Aug 28, 2010

Cristina Anghel wrote:

inkweaver wrote:

versuche ich mir meistens zu sagen, klappt aber leider nicht immer.

Gerade habe ich von einer Agentur eine Übersetzung mit Korrekturen "zur Kenntnisnahme" zurückbekommen. Bei dem, was ich da zur Kenntnis nehmen sollte, standen mir allerdings die Haare zu Berge - der Text leuchtete in schönstem Rot.



Was haben Sie gemacht? Nur zur Kenntnis genommen?


Als ich jünger war, verlangte ich von einer in Spanien akkreditierten Sprachschule eine zweite Korrektur, die ich von meiner eigenen Tasche bezahlte. Diese wies rund ein 85% der vorgenommen Korrekturen ab und sand die erneute Korrektur begleitet von einer kurzen Nachricht zur Agentur.

Ich hörte nie wieder etwas von der o.e. Agentur, die mir für meine Arbeit auch nicht bezahlte, aber der Korrektor wurde in den nächsten Tagen gefeuert. Ob es einen Zusammenhang damit hatte, wusste ich auch nie.

Aber, der Name der Agentur (und der Grund dafür) stehen immernoch in meiner Schwarzen Liste mehr als zwanzig Jahre später. Freiberufliche Ubersetzer sind in der Regel wesentlich widerstandsfähiger und dauerhafter als manche Angestellte in den Ubersetzungsagenturen.








[Edited at 2010-08-28 20:21 GMT]


 
Rolf Kern
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In memoriam
Meine Situation Aug 28, 2010

Ich arbeite u.a. für eine Übersetzungsagentur, die meine Übersetzungen im Kundenauftrag gegen Mehrkosten lektorieren lässt. Mit dieser Agentur habe ich, nachdem ich (per Zufall) festgestellt habe, dass die (sprachlich versierten, aber technisch unbedarften) Lektorinnen technische Aussagen entgegen besserem Wissen ins Gegenteil umgekehrt haben, die Vereinbarung, dass ich alle lektorierten Texte zur kostenlosen definitiven Überarbeitung erhalte. Dabei lasse ich alles stehen, was nicht nachwei... See more
Ich arbeite u.a. für eine Übersetzungsagentur, die meine Übersetzungen im Kundenauftrag gegen Mehrkosten lektorieren lässt. Mit dieser Agentur habe ich, nachdem ich (per Zufall) festgestellt habe, dass die (sprachlich versierten, aber technisch unbedarften) Lektorinnen technische Aussagen entgegen besserem Wissen ins Gegenteil umgekehrt haben, die Vereinbarung, dass ich alle lektorierten Texte zur kostenlosen definitiven Überarbeitung erhalte. Dabei lasse ich alles stehen, was nicht nachweisbar falsch, sondern lediglich anders ausgedrückt ist. Dieses System hat sich bewährt.

Zudem besteht die Vereinbarung, dass sich die Lektorinnen bei Änderungen telefonisch mit mir in Verbindungs setzen müssen, was aber nicht immer funktioniert.

[Bearbeitet am 2010-08-28 20:45 GMT]

[Bearbeitet am 2010-08-28 20:46 GMT]
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Giuliana Buscaglione
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Zusammenarbeit und Verständnis, vielleicht doch auch gegenseitigen "Respekt" Aug 29, 2010

Beim Lesen dieser Diskussion scheint es prinzipiell (Vereinfachung meinerseits), dass LektorInnen an sich viel oder alles verkehrt machen, meistens Fehler einbauen oder unnötige Änderungen implementieren oder eine Vorliebe für den virtuellen roten Stift haben. Ist es wirklich (fast) immer so?

Liegt die Wahrheit nicht in der Mitte? Die Konstellation der möglichen Fälle und Szenarien ist so buntgemischt, dass es IMHO keine absolute, für alle Fälle geltende schwarz/weiß Wahrhei
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Beim Lesen dieser Diskussion scheint es prinzipiell (Vereinfachung meinerseits), dass LektorInnen an sich viel oder alles verkehrt machen, meistens Fehler einbauen oder unnötige Änderungen implementieren oder eine Vorliebe für den virtuellen roten Stift haben. Ist es wirklich (fast) immer so?

Liegt die Wahrheit nicht in der Mitte? Die Konstellation der möglichen Fälle und Szenarien ist so buntgemischt, dass es IMHO keine absolute, für alle Fälle geltende schwarz/weiß Wahrheit gibt.

Ich weiß ja nicht, wie es bei Euch allen funktioniert, aber bei mir werden alle Übersetzungen intern korrekturgelesen - lektoriert oder QSiert, und beim Endkunden noch einmal durchgelesen. Ich geb' ja zu, dass manche Überarbeitungen fast oder ganz überflüssig sind, aber wer mehr Abstand zum Orignaltext hat, kommt zu "leichteren" und sogar besseren Lösungen. Bilanz ziehend finde ich, dass das Endprodukt doch eine Verbesserung meiner Arbeit darstellt. An Besserwisserei hatte ich sehr sehr selten denken müssen, aber dafür gab es gute fundierte faktische Gründe. Solange der/ie LektorIn nicht meint, ich hätte Übersetzungsfehler gemacht, wo keine sind, oder meine Arbeit aus einer reinen persönlichen Sicht negativ beurteilt, soll mir egal sein, ob viel oder wenig rot vorhanden ist - und MSWord macht praktisch immer alles viel schlimmer aussehen als es doch ist und hebt auch das hervor, was der/die LektorIn gar nicht geändert hat (Formattierung, Dokumentsprache u.ä.)

Ich ärgere mich nur, wenn sich die QS-Person mit den styleguidemäßigen Endkunden internen Präferenzen (Groß/Kleinschreibung, bevorzugte Termini/Schreibweise usw.) nicht ganz auskennt - oder sie vielleicht doch mit denen anderer Endkunden durcheinanderbringt, und was Styleguide korrekt ändert. Aber auch in diesem Fall, melde ich mich nie beim zuständigen PM, denn im eventuellen Streitfall hätte ich nur, auf den Styleguide hinzuweisen.

Obwohl ich ja ungern mit dem roten Stift spielen - aus praktischen Gründen: Je mehr ich korrigiere, desto mehr Zeit muss ich investieren Und was mir besser gefällt, könnte dem Endkunden doch weniger gefallen oder?, muss ich als Lektorin und QS-Person aber jetzt auch zugeben, dass ich doch Termini (a) ändere oder Sätze (b) umformuliere. (a) auch terminologisch richtig, aber vom Styleguide oder Webterm / der "Termbank" abweichend und (b) wenn langatmig, schwer zu lesen oder wenn ich aus täglicher Erfahrung mit den Texten des jeweiligen Endkunden weiß, dass sie üblicherweise anders formuliert werden.
Ich meckere nur, wenn der Styleguide nicht beachtet und das Layout geändert wird oder Markups bzw. Tags überschrieben / gelöscht werden, eben weil all das etwas ist, worauf der/die ÜbersetzerIn laut in der Auftragsbestätigung enthaltenen Instruktion hätte achten sollen. Und dem PM melde ich dies nur, wenn dies des öfteren passiert.

Vor jeder Änderung überlege ich mir gründlich, ob sie wirklich nötig ist, warum sich der/die ÜbersetzerIn für dieses Wort oder diese Ausdruckweise/Formulierung entschieden hat. Mir geht es nur um das Endprodukt, meine persönlichen Übersetzungs- und Formulierungsvorlieben ignorieren ich total, wenn die Übersetzungen korrekt sind. Und ehrlich gesagt, lerne ich - nach den vielen Jahren immer noch - 'was Anderes oder Neues von den Übersetzungen und Formulierungen der KollegInnen - Varianten und Lösungen, die mir vielleicht nie eingefallen wären.
Dadurch erwarte ich mir aber, dass meine eventuellen Änderungen auch als Ergebnis eines Denk- und Überlegungsprozesses aufgefasst werden und nicht sofort als Besserwisserei abgestempelt werden.

Bestimmt sehe ich das Übersetzen und Lektorien/QSieren als Bestandteile und Fundament eines Ganzen, das aus Zusammenarbeit und gegenseitigem Verständnis besteht und nur dem Zweck dient, das bestmögliche Endprodukt zu liefern. Tja...

Giuliana
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inkweaver
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Die Praxis sieht oftmals leider anders aus Aug 29, 2010

Giuliana Buscaglione wrote:

Vor jeder Änderung überlege ich mir gründlich, ob sie wirklich nötig ist, warum sich der/die ÜbersetzerIn für dieses Wort oder diese Ausdruckweise/Formulierung entschieden hat. Mir geht es nur um das Endprodukt, meine persönlichen Übersetzungs- und Formulierungsvorlieben ignorieren ich total, wenn die Übersetzungen korrekt sind.


Es wäre schön, wenn dies jeder so handhaben würde, leider habe ich schon zu oft erlebt, dass vollkommen korrekte Übersetzungen (die auch schon einem "internen" Vier-Augen-Test standgehalten hatten) einfach nur den persönlichen Geschmack des Korrektors übergestülpt bekamen, dass geradezu zwanghaft nach Synonymen gesucht wurde (obwohl es keinerlei Vorgaben gab) und eben auch noch Fehler eingebaut wurden.

Ich hatte auch schon das Vergnügen, für eine Agentur, mit der ich schon länger zusammenarbeite, den "Schiedsrichter" spielen durfte, da der Korrektor die Übersetzung eines Kollegen völlig zerpflückt und wohl in nach allen Regeln der Kunst in Grund und Boden gestampft hatte. Ich persönlich hätte maximal ein Drittel der Korrekturen gemacht, der Rest waren eindeutig persönliche Vorlieben, die m. E. dem Endergebnis gar nicht besonders zuträglich waren.

Dieses Konkurrenzdenken, dieser Wunsch, sich zu profilieren, ist leider meist ein eher schlechter Ratgeber, aber wie überall im Leben gibt es auch bei Korrektoren solche und solche.


 
Nicole Schnell
Nicole Schnell  Identity Verified
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In memoriam
Was ich schade finde: Aug 29, 2010

Ob es ums Profilieren geht oder ob übermäßig eingesetzter Rotstift lauthals "Ich bin ein Anfänger!" schreit (nach dem Motto: "Korrekturlesen wird durchschnittlich mit 30 Prozent bezahlt, deshalb muss ein Drittel des Textes rot sein, gell? Sonst sieht es aus, als sei ich faul und hätte nix geschafft"), ausgerechnet von den erfahrensten Profis höre ich rundum: "Korrekturlesen? Pfft. Sowas mache ich nicht."

Und da beißt sich die Katze in den Schwanz, denn um richtig gutes und in
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Ob es ums Profilieren geht oder ob übermäßig eingesetzter Rotstift lauthals "Ich bin ein Anfänger!" schreit (nach dem Motto: "Korrekturlesen wird durchschnittlich mit 30 Prozent bezahlt, deshalb muss ein Drittel des Textes rot sein, gell? Sonst sieht es aus, als sei ich faul und hätte nix geschafft"), ausgerechnet von den erfahrensten Profis höre ich rundum: "Korrekturlesen? Pfft. Sowas mache ich nicht."

Und da beißt sich die Katze in den Schwanz, denn um richtig gutes und intelligentes Lektorat zu machen muss man erst mal ein guter Übersetzer sein.
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Jerzy Czopik
Jerzy Czopik  Identity Verified
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Auch das reicht nicht immer aus Aug 29, 2010

Nicole Schnell wrote:
....
Und da beißt sich die Katze in den Schwanz, denn um richtig gutes und intelligentes Lektorat zu machen muss man erst mal ein guter Übersetzer sein.

Aus eigener Erfahrung: Übersetzen gerne ja, auch wenn es etwas komplizierter wird - sprachlich und technisch. Aber korrigieren nein, denn einerseits bin ich überpingelig, was die formelle Seite betrifft (Layout, Typografie usw.), anderseits aber auch wieder zu lasch, um den Erstzübersetzer wohl nicht durch den Kakao zu ziehen. Außerdem brauche ich zu lange dafür. Also lehne ich Korrekturen auch tatsächlich ab.


 
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